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Wenn Eltern pflegebedürftig werden

Es ist ein Moment, der vieles verändert: Die eigenen Eltern brauchen plötzlich Pflege und Unterstützung. Diese emotionale und praktische Herausforderung betrifft früher oder später viele Familien. Hier finden Sie Orientierung für die ersten Schritte.

Die Erkenntnis: Meine Eltern brauchen Hilfe

Oft kommt die Erkenntnis schleichend: Die Mutter vergisst häufiger Dinge, der Vater bewältigt den Haushalt nicht mehr alleine, oder ein Sturz macht deutlich, dass die Selbstständigkeit abnimmt. Manchmal ist es auch ein plötzliches Ereignis wie ein Spitalaufenthalt, das zeigt: Es braucht jetzt Unterstützung.

Diese Situation löst oft widersprüchliche Gefühle aus. Da ist die Sorge um die Eltern, gleichzeitig vielleicht Überforderung angesichts der eigenen Verpflichtungen. Viele erwachsene Kinder erleben auch Trauer über den Rollenwechsel: Aus den Menschen, die einen selbst umsorgt haben, werden nun Menschen, die selbst Fürsorge brauchen.

Nehmen Sie Ihre Gefühle ernst

Es ist völlig normal, wenn Sie sich überfordert, traurig oder unsicher fühlen. Diese Situation ist für alle Beteiligten neu und herausfordernd. Sprechen Sie mit Vertrauenspersonen darüber und holen Sie sich Unterstützung, wenn Sie sie brauchen.

Die ersten praktischen Schritte

1. Die Situation erfassen

Bevor Sie konkrete Entscheidungen treffen, ist es wichtig, die Situation umfassend zu verstehen:

2. Das Gespräch mit den Eltern

Ein offenes Gespräch ist entscheidend, aber oft nicht einfach. Viele ältere Menschen fürchten den Verlust ihrer Selbstständigkeit und wehren Hilfsangebote zunächst ab.

Tipps für das Gespräch:

Respektieren Sie Selbstbestimmung

Solange Ihre Eltern urteilsfähig sind, haben sie das Recht, eigene Entscheidungen zu treffen, auch wenn Sie diese nicht für optimal halten. Ihre Rolle ist es, zu informieren, zu beraten und zu unterstützen, nicht zu bestimmen.

3. Vorhandene Ressourcen nutzen

Sie müssen nicht alles alleine schultern. In der Schweiz gibt es zahlreiche Unterstützungsangebote:

Informieren Sie sich bei Ihrer Gemeinde, welche Angebote vor Ort verfügbar sind. Die Pro Senectute bietet kostenlose Erstberatung und kann Sie an passende Stellen weitervermitteln.

Organisatorische Klärungen

Wichtige Dokumente und Vollmachten

Nutzen Sie die Zeit, in der Ihre Eltern noch urteilsfähig sind, um wichtige Vorkehrungen zu treffen:

Zu klärende Punkte:

Finanzielle Aspekte

Pflege kostet Geld. Informieren Sie sich frühzeitig über Finanzierungsmöglichkeiten:

Eine detaillierte Übersicht finden Sie in unserem Artikel zur Finanzierung der Langzeitpflege.

Die Rolle der Geschwister

Wenn Sie Geschwister haben, ist es wichtig, frühzeitig miteinander zu sprechen. Oft lastet die Hauptverantwortung auf einem Kind, häufig der Tochter, die in der Nähe wohnt. Das kann zu Spannungen führen.

Empfehlungen für die Geschwisterkoordination:

Auf sich selbst achten

Die Begleitung pflegebedürftiger Eltern ist oft ein Marathon, kein Sprint. Viele pflegende Angehörige geraten an ihre Grenzen, weil sie eigene Bedürfnisse zu lange zurückstellen.

Wichtig für Ihre eigene Gesundheit:

Mehr zum Thema finden Sie im Artikel über Angehörigenbelastung und Burnout-Prävention.

Wenn ein Pflegeheim zur Option wird

Manchmal zeigt sich im Verlauf, dass die Pflege zu Hause auch mit Unterstützung nicht mehr tragbar ist. Der Gedanke an ein Pflegeheim löst bei vielen Familien Schuldgefühle aus.

Ein Heimeintritt ist keine Aufgabe, sondern kann die beste Lösung für alle Beteiligten sein. Im Heim erhalten Ihre Eltern professionelle Betreuung rund um die Uhr, Sie können wieder mehr Kind als Pflegeperson sein, und die Beziehung gewinnt oft an Qualität.

Wie Sie das schwierige Gespräch über ein Pflegeheim führen, erfahren Sie in unserem Artikel Gespräch über Pflegeheim führen.

Professionelle Beratung nutzen

Sie müssen diese Herausforderung nicht alleine bewältigen. Sozialberatungsstellen, Pro Senectute und spezialisierte Angehörigenberatungen unterstützen Sie kostenlos bei allen Fragen rund um die Pflege Ihrer Eltern. Nutzen Sie diese Angebote frühzeitig.

Kontakt Pro Senectute: www.prosenectute.ch oder Telefon 058 591 15 15

In Kürze: Die wichtigsten Schritte

  1. Situation erfassen: Gesundheit, Alltagsfähigkeiten, Wohnsituation
  2. Offenes Gespräch mit den Eltern führen und deren Wünsche respektieren
  3. Verfügbare Unterstützungsangebote nutzen (Spitex, Pro Senectute, etc.)
  4. Wichtige Dokumente regeln (Patientenverfügung, Vorsorgeauftrag)
  5. Finanzierung klären (Krankenkasse, Hilflosenentschädigung, EL)
  6. Aufgaben in der Familie verteilen
  7. Auf eigene Belastungsgrenzen achten
  8. Professionelle Beratung in Anspruch nehmen

Wenn Eltern pflegebedürftig werden, beginnt ein neuer Lebensabschnitt für die ganze Familie. Er ist herausfordernd, aber mit guter Information, Unterstützung und Selbstfürsorge zu bewältigen. Achten Sie auf Ihre eigene psychische Gesundheit, denn professionelle Begleitung durch diese herausfordernde Lebensphase kann helfen, die emotionale Belastung besser zu verarbeiten. Sie sind nicht allein, also nutzen Sie die vielfältigen Hilfsangebote in der Schweiz.