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Heimeinzug begleiten

Der Umzug ins Pflegeheim ist für alle Beteiligten ein einschneidender Schritt. Mit guter Vorbereitung und einfühlsamer Begleitung können Sie Ihren Angehörigen diesen Übergang erleichtern und die Grundlage für ein gutes Ankommen schaffen.

Die Zeit vor dem Einzug

Der Heimeinzug beginnt nicht am Umzugstag, sondern in den Wochen davor. Eine gute Vorbereitung nimmt Ängste und schafft Vertrauen.

Gemeinsame Besichtigungen

Besuchen Sie das Pflegeheim wenn möglich mehrmals vor dem Einzug. Schauen Sie sich nicht nur das Zimmer an, sondern auch die Gemeinschaftsräume, den Garten und das Restaurant. Sprechen Sie mit Bewohnerinnen und Bewohnern, wenn sich Gelegenheit bietet. Je vertrauter die Umgebung wird, desto weniger fremd fühlt sie sich am Einzugstag an.

Viele Heime bieten die Möglichkeit an, vor dem Umzug zum Mittagessen zu kommen oder an einer Aktivität teilzunehmen. Nutzen Sie solche Angebote, um einen ersten Eindruck vom Alltag zu bekommen.

Das Zimmer einrichten planen

Besprechen Sie gemeinsam, welche Möbel und persönlichen Gegenstände mitkommen sollen. Das Zimmer sollte zu einem vertrauten Ort werden, nicht zu einer anonymen Hotelunterkunft.

Was ins Zimmer mitnehmen:

Messen Sie das Zimmer aus und planen Sie die Einrichtung. Viele Heime stellen einen Grundplan zur Verfügung. Bedenken Sie, dass genügend Platz für den Pflegealltag bleiben muss, denn ein überladenes Zimmer erschwert die Arbeit des Personals.

Die praktische Organisation

In den Wochen vor dem Einzug gibt es einiges zu klären und zu organisieren:

Tipp für die Kleidung

Wählen Sie praktische, pflegeleichte Kleidung in ausreichender Menge. Fünf bis sieben Garnituren sind sinnvoll, damit das Personal nicht täglich waschen muss. Beschriften Sie alles mit Namen, auch Socken und Unterwäsche.

Der Einzugstag

Zeitplanung

Planen Sie genügend Zeit ein. Ein Heimeinzug ist kein Umzug, der in zwei Stunden erledigt ist. Rechnen Sie mit einem halben bis ganzen Tag. Viele Heime empfehlen, vormittags einzuziehen, damit der neue Bewohner am ersten Tag bereits am Mittagessen teilnehmen kann.

Klären Sie vorab mit dem Heim, wann Sie erwartet werden und welche Ansprechperson für Sie da sein wird. Eine Bezugspflegeperson sollte sich Zeit für ein erstes Gespräch nehmen können.

Wer begleitet den Einzug?

Überlegen Sie gut, wer am Einzugstag dabei sein soll. Manchmal ist weniger mehr, denn ein grosser Familienauflauf kann überfordern. Wichtig sind die engsten Bezugspersonen, die Ruhe und Sicherheit ausstrahlen.

Wenn Ihr Angehöriger kognitiv beeinträchtigt ist, kann es sinnvoll sein, den Umzug in seiner Abwesenheit vorzubereiten und ihn erst ins bereits eingerichtete Zimmer zu bringen.

Das Zimmer einrichten

Nehmen Sie sich Zeit, das Zimmer gemeinsam einzurichten. Wo soll der Sessel stehen? Welche Fotos kommen wohin? Wo liegen die Brille, das Hörgerät, die Handcreme griffbereit?

Je mehr das Zimmer von Anfang an nach «Zuhause» aussieht, desto leichter fällt das Ankommen. Auch Kleinigkeiten zählen: Die vertraute Tagesdecke auf dem Bett, die Lieblingstasse auf dem Nachttisch, die gewohnte Seife im Bad.

Das Aufnahmegespräch

Am Einzugstag findet in der Regel ein ausführliches Aufnahmegespräch mit der Pflegeleitung oder einer Bezugspflegeperson statt. Dabei werden wichtige Informationen erfasst:

Bereiten Sie sich auf dieses Gespräch vor. Je mehr das Personal über Ihren Angehörigen weiss, desto individueller kann es pflegen und betreuen.

Biographie-Arbeit ist wichtig

Erzählen Sie dem Personal etwas über das Leben Ihres Angehörigen: Beruf, Familie, Hobbys, Vorlieben. Diese Informationen helfen, die Person hinter dem Pflegebedürftigen zu sehen und Gesprächsthemen zu finden. Besonders bei Demenz sind biografische Informationen wertvoll.

Die ersten Tage und Wochen

Die Eingewöhnungsphase

Die ersten Wochen im Heim sind eine Phase der Anpassung, und zwar sowohl für den Bewohner als auch für die Angehörigen. Vieles ist neu und ungewohnt. Haben Sie Geduld mit diesem Prozess.

Was in der Anfangszeit normal ist:

Diese Reaktionen sind verständlich und gehen meist nach einigen Wochen zurück. Bleiben Sie im Kontakt mit dem Pflegepersonal und sprechen Sie Beobachtungen an.

Besuchsrhythmus finden

In der ersten Zeit sind häufige, aber nicht zu lange Besuche hilfreich. Täglich 30 bis 60 Minuten ist oft besser als einmal pro Woche drei Stunden. So erhält Ihr Angehöriger regelmässige Ankerpunkte, ohne überfordert zu werden.

Beobachten Sie, was guttut. Manche Bewohner freuen sich über tägliche Kurzbesuche, andere brauchen mehr Freiraum, um sich auf die neue Umgebung einzulassen. Auch für Sie ist wichtig: Sie müssen nicht ständig da sein. Das Personal übernimmt jetzt viele Aufgaben, die vorher Ihre waren.

Mehr zum Thema finden Sie in unserem Artikel über Besuchsgestaltung im Heim.

Kontakt zum Personal aufbauen

Eine gute Zusammenarbeit mit dem Pflegeteam ist entscheidend. Lernen Sie die Bezugspflegepersonen kennen und zeigen Sie Interesse an der Arbeit. Wertschätzung und freundlicher Umgang fördern eine positive Atmosphäre.

Hilfreiche Haltungen:

Integration fördern

Ermutigen Sie Ihren Angehörigen, an Aktivitäten teilzunehmen und Kontakte zu knüpfen. Die meisten Heime bieten ein vielfältiges Programm: Singen, Gymnastik, Spiele, Ausflüge, kulturelle Anlässe.

Manchmal braucht es mehrere Anläufe, bis jemand Freude an einer Aktivität findet. Bleiben Sie dran, aber drängen Sie nicht. Auch das Mittagessen im Restaurant statt im Zimmer fördert soziale Kontakte.

Schwierige Situationen meistern

Wenn der Einzug gegen den Willen erfolgt

Manchmal ist ein Heimeinzug aus medizinischen oder pflegerischen Gründen notwendig, obwohl der Betroffene ihn ablehnt. Das ist für alle Beteiligten belastend.

Bleiben Sie ehrlich, aber einfühlsam. Erklären Sie ruhig, warum dieser Schritt nötig ist. Vermeiden Sie Aussagen wie «Es ist nur vorübergehend», wenn das nicht stimmt. Falsche Hoffnungen erschweren die Eingewöhnung.

Geben Sie Ihrem Angehörigen Zeit für Trauer und Wut. Diese Gefühle sind berechtigt. Gleichzeitig zeigen Sie Zuversicht: «Wir schauen, dass es dir hier gut geht. Wir sind für dich da.»

Umgang mit Schuld- und Trauergefühlen

Viele Angehörige plagen nach dem Heimeinzug Schuldgefühle. «Hätte ich nicht doch mehr tun können?» «Habe ich meine Mutter im Stich gelassen?»

Ein Heimeinzug ist keine Aufgabe, sondern oft die beste Lösung für alle Beteiligten. Sie haben das getan, was nötig und möglich war. Nun dürfen Sie wieder mehr Tochter oder Sohn sein und weniger Pflegekraft.

Sprechen Sie über Ihre Gefühle mit Vertrauenspersonen oder nutzen Sie Angehörigengruppen. Auch professionelle Unterstützung bei der Bewältigung von emotionalem Stress und Überlastung kann in dieser Phase hilfreich sein.

Ihre neue Rolle

Mit dem Heimeinzug verändert sich Ihre Rolle. Sie sind nicht mehr für die grundlegende Versorgung zuständig, sondern können sich wieder auf die Beziehung konzentrieren. Gemeinsame Zeit wird zu Qualitätszeit: für Gespräche, Spaziergänge, Erinnerungen.

Praktische Checkliste für den Heimeinzug

Vor dem Einzug:

Am Einzugstag:

In den ersten Wochen:

Fazit: Ein neuer Anfang

Der Heimeinzug ist ein einschneidender Übergang, aber auch ein neuer Anfang. Mit guter Vorbereitung, einfühlsamer Begleitung und realistischen Erwartungen schaffen Sie die Grundlage dafür, dass Ihr Angehöriger sich im Heim einlebt und Sie als Angehöriger wieder mehr Energie für die Beziehung haben.

Geben Sie sich und Ihrem Angehörigen Zeit für diesen Prozess. Nicht alles muss von Anfang an perfekt sein. Wichtig ist, im Gespräch zu bleiben: mit Ihrem Angehörigen, mit dem Personal und mit sich selbst.

Die meisten Bewohner und Angehörigen berichten nach einigen Monaten, dass der Heimeinzug die richtige Entscheidung war. Die professionelle Betreuung, die sozialen Kontakte und die Entlastung der Familie tragen zu einer neuen Lebensqualität bei, und zwar für alle Beteiligten.