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Besuchsgestaltung im Heim

Nach dem Heimeinzug stellt sich oft die Frage: Wie gestalten wir unsere Besuche sinnvoll? Wie finden wir den richtigen Rhythmus? Und was tun, wenn uns die Gesprächsthemen ausgehen? Praktische Ideen für wertvolle gemeinsame Zeit.

Die neue Rolle als Besucher

Mit dem Heimeinzug verändert sich Ihre Rolle grundlegend. Sie sind nicht mehr hauptverantwortlich für die Pflege und Versorgung, sondern vor allem Tochter, Sohn oder andere nahestehende Person. Diese Veränderung ist eine Chance: Sie können sich wieder mehr auf die Beziehung konzentrieren.

Gleichzeitig verunsichert diese neue Situation viele Angehörige. Was früher selbstverständlich war, etwa zusammen kochen, gemeinsam fernsehen oder alltägliche Gespräche führen, funktioniert im Heim anders. Viele Besucherinnen und Besucher berichten, dass sie anfangs nicht recht wissen, wie sie die Zeit füllen sollen.

Qualität statt Quantität

Es geht nicht darum, möglichst viel Zeit im Heim zu verbringen. Regelmässige, aber nicht zu lange Besuche sind oft wertvoller als seltene, lange Aufenthalte. Eine Stunde aufmerksame, gemeinsame Zeit ist mehr wert als drei Stunden nebenbei am Handy.

Den richtigen Besuchsrhythmus finden

Wie oft besuchen?

Es gibt keine allgemeingültige Regel, wie oft Sie besuchen sollten. Das hängt von vielen Faktoren ab: Wie weit ist das Heim entfernt? Wie sind Ihre beruflichen und familiären Verpflichtungen? Was braucht Ihr Angehöriger? Was tut Ihnen selbst gut?

Mögliche Rhythmen:

Wichtig ist: Finden Sie einen Rhythmus, der für Sie tragbar ist und den Sie langfristig durchhalten können. Zu hohe Erwartungen führen zu Schuldgefühlen, wenn Sie sie nicht erfüllen können.

Die beste Besuchszeit

Der Zeitpunkt des Besuchs kann einen grossen Unterschied machen:

Beobachten Sie, wann Ihr Angehöriger in guter Verfassung ist, und passen Sie Ihre Besuche entsprechend an. Fragen Sie auch das Personal nach ihrer Einschätzung.

Besuchszeiten abstimmen

Wenn mehrere Personen regelmässig besuchen, koordinieren Sie sich. Tägliche Besuche verschiedener Personen können überfordern. Verteilen Sie sich über die Woche, sodass Ihr Angehöriger regelmässig, aber nicht zu häufig Besuch hat.

Ideen für die Besuchsgestaltung

Gemeinsame Aktivitäten

Besuche müssen nicht nur aus Gesprächen bestehen. Gemeinsame Aktivitäten schaffen Erlebnisse und Gesprächsanlässe.

Aktivitäten im Zimmer:

Aktivitäten ausserhalb des Zimmers:

Gesprächsthemen finden

Vielen fällt es schwer, Gesprächsthemen zu finden, besonders wenn der Alltag im Heim recht eintönig ist. Hier einige Anregungen:

Bei Demenz sind Gespräche über die Vergangenheit oft leichter als über die Gegenwart. Alte Erinnerungen sind häufig noch gut erhalten und können Freude bereiten.

Praktische Hilfe anbieten

Auch kleine praktische Dienste sind wertvoll und geben Ihnen das Gefühl, nützlich zu sein:

Wenn Besuche schwierig sind

«Ich will nach Hause»

Viele Bewohner äussern bei Besuchen den Wunsch, nach Hause zu gehen. Das ist für Angehörige belastend und löst oft Schuldgefühle aus.

Hilfreiche Reaktionen:

Manchmal hilft es, die Besuchszeit anzupassen. Manche Bewohner werden abends unruhiger, weshalb ein Vormittagsbesuch entspannter sein könnte.

Schweigende Besuche

Nicht jeder Besuch muss voller Gespräche sein. Stille kann auch wohltuend sein. Einfach gemeinsam dasitzen, Händchen halten, zusammen aus dem Fenster schauen: Auch das ist wertvolle gemeinsame Zeit.

Besonders bei fortgeschrittener Demenz wird nonverbale Kommunikation wichtiger: Berührungen, Blickkontakt, Lächeln, gemeinsames Singen.

Wenn Ihr Angehöriger schläft

Sie kommen zum Besuch und Ihr Angehöriger schläft. Sollen Sie gehen oder bleiben?

Das kommt darauf an: Ist es ein kurzer Mittagsschlaf, können Sie warten. Ist die Person sehr müde oder schläft generell viel, können Sie auch einfach kurz da sein, eine Notiz hinterlassen oder mit dem Personal sprechen. Ihre Anwesenheit zählt, auch wenn keine aktive Interaktion stattfindet.

Umgang mit Beschwerden

Manche Bewohner klagen bei jedem Besuch über das Heim, das Essen, das Personal. Das ist für Angehörige anstrengend.

Mögliche Strategien:

Einbindung anderer

Enkel und Kinder mitnehmen

Besuche von Enkeln oder Urenkeln sind oft ein Highlight. Kinder bringen Leben und Freude ins Heim.

Tipps für Besuche mit Kindern:

Haustiere mitbringen

Viele Heime erlauben Tierbesuche. Der Besuch eines Hundes oder einer Katze kann grosse Freude bereiten, besonders wenn Ihr Angehöriger früher selbst Tiere hatte. Klären Sie vorher mit der Heimleitung ab, ob und unter welchen Bedingungen Tiere erlaubt sind.

Freunde einbeziehen

Ermutigen Sie auch Freunde und Bekannte Ihres Angehörigen zu Besuchen. Manchmal nehmen Freundschaften nach dem Heimeinzug ab, weil Freunde unsicher sind oder nicht stören wollen.

Teilen Sie Besuchszeiten mit, bieten Sie an, Freunde mitzunehmen oder abzuholen, oder organisieren Sie kleine gesellige Runden im Heim.

Auf sich selbst achten

Realistische Erwartungen

Sie müssen nicht bei jedem Besuch ein Programm bieten. Manchmal reicht es, einfach da zu sein. Nicht jeder Besuch wird fröhlich und erfüllend sein, und das ist in Ordnung.

Geben Sie sich selbst die Erlaubnis, auch mal einen Besuch abzusagen, wenn Sie krank oder überlastet sind. Ihr Wohlbefinden ist wichtig.

Schuldgefühle loslassen

Viele Angehörige plagen sich mit Gedanken wie «Ich sollte öfter kommen» oder «Ich bleibe nicht lang genug». Diese Schuldgefühle helfen niemandem. Wenn der innere Druck zu gross wird, können gezielte Methoden zur Auflösung von Ängsten und inneren Blockaden helfen, wieder zu mehr Gelassenheit zu finden.

Machen Sie sich bewusst: Sie tun, was Sie können. Das Wichtigste ist nicht die Quantität, sondern dass Sie kommen und da sind. Ihr Angehöriger spürt Ihre Zuneigung, auch bei kürzeren Besuchen.

Auszeiten nehmen

Sie dürfen auch mal in die Ferien fahren oder eine Zeit lang weniger besuchen, wenn Sie es brauchen. Besprechen Sie dies mit Ihrem Angehörigen und dem Personal, organisieren Sie allenfalls Ersatzbesuche durch andere Familienmitglieder oder Freiwilligendienste.

Mehr zum Thema Selbstfürsorge finden Sie in unserem Artikel über Angehörigenbelastung und Burnout.

Besondere Situationen

Besuche bei Demenz

Besuche bei Menschen mit Demenz erfordern besondere Aufmerksamkeit. Mehr dazu erfahren Sie in unserem Artikel Umgang mit Demenz.

Kurz zusammengefasst:

Besuche in der letzten Lebensphase

Wenn Ihr Angehöriger sich dem Lebensende nähert, ändern sich die Bedürfnisse noch einmal. Einfach da sein wird wichtiger als Aktivitäten. Ihre Anwesenheit, Berührungen und leise Worte: All das zählt.

Mehr dazu im Artikel Sterbebegleitung und Palliative Care.

Unterstützung durch das Heim

Scheuen Sie sich nicht, das Personal um Rat zu fragen. Die Mitarbeitenden kennen Ihren Angehörigen im Heimalltag und können Ihnen wertvolle Tipps geben, was gut ankommt, zu welchen Zeiten Besuche am besten passen oder welche Aktivitäten Freude machen.

Fazit: Beziehung neu gestalten

Besuche im Pflegeheim sind eine Chance, die Beziehung zu Ihrem Angehörigen neu zu gestalten. Sie sind nicht mehr in der Versorgungsrolle, sondern können wieder mehr Kind, Ehepartner oder Freund sein.

Es braucht Zeit, den richtigen Rhythmus und die passende Form für Besuche zu finden. Seien Sie geduldig mit sich selbst und Ihrem Angehörigen. Nicht jeder Besuch wird perfekt sein, und das muss er auch nicht.

Wichtig ist: Sie kommen. Sie zeigen, dass Ihr Angehöriger Ihnen wichtig ist. Sie teilen Zeit miteinander, ob beim Spaziergang, beim Kaffeetrinken, beim Schweigen oder beim Erinnern. Diese gemeinsame Zeit ist wertvoll, für beide Seiten.