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Private Spitex vs. öffentliche Spitex: Unterschiede und Entscheidungshilfe

Private oder öffentliche Spitex: Welche ist die richtige Wahl? In der Schweiz haben pflegebedürftige Menschen die Wahl zwischen gemeinnützigen (öffentlichen) und gewinnorientierten (privaten) Spitex-Organisationen. Beide bieten Pflege zu Hause an, unterscheiden sich aber in Organisation, Finanzierung und teilweise auch im Leistungsangebot.

Dieser Artikel erklärt die wichtigsten Unterschiede, Vor- und Nachteile beider Modelle und hilft Ihnen bei der Entscheidung, welche Spitex-Form für Ihre Situation am besten geeignet ist.

Grundlegende Unterschiede auf einen Blick

Kriterium Öffentliche Spitex Private Spitex
Rechtsform Gemeinnützige Organisation (Verein, Stiftung) Gewinnorientiertes Unternehmen (AG, GmbH)
Grundauftrag Versorgungsauftrag der öffentlichen Hand Freies Marktsegment
Pflegetarife (KLV) Identisch (gesetzlich festgelegt) Identisch (gesetzlich festgelegt)
Hauswirtschaft Oft günstiger (CHF 50-60/Std.) Meist teurer (CHF 60-70/Std.)
Zusatzleistungen Standardangebot Oft erweiterte Services
Verfügbarkeit Begrenzte Kapazitäten in ländlichen Gebieten Oft auch in Randzeiten verfügbar

Öffentliche (gemeinnützige) Spitex

Was ist die öffentliche Spitex?

Die öffentliche Spitex wird von gemeinnützigen Organisationen betrieben, meist Vereinen oder Stiftungen, die kommunal oder regional verankert sind. Sie gehören zum Grundversorgungsauftrag und sind in der Regel Mitglied bei Spitex Schweiz, dem nationalen Dachverband.

Vorteile der öffentlichen Spitex

  • Gemeinnützigkeit: Alle Einnahmen fliessen zurück in die Pflege, keine Gewinnorientierung
  • Günstigere Hauswirtschaft: Oft tiefere Tarife für hauswirtschaftliche Leistungen
  • Kommunale Unterstützung: Teilweise kommunale Subventionen oder Beihilfen möglich
  • Flächendeckende Versorgung: Versorgungsauftrag auch in weniger rentablen Gebieten
  • Etablierte Strukturen: Langjährige Erfahrung, lokale Verankerung
  • Soziale Ausrichtung: Berücksichtigung der finanziellen Situation der Klienten

Nachteile der öffentlichen Spitex

  • Begrenzte Kapazitäten: In manchen Regionen Wartezeiten oder Aufnahmestopp
  • Eingeschränkte Flexibilität: Einsatzzeiten meist auf übliche Arbeitszeiten beschränkt
  • Standardisiertes Angebot: Weniger individuelle Zusatzservices
  • Bürokratischere Prozesse: Teilweise längere Entscheidungswege

Wann ist die öffentliche Spitex die richtige Wahl?

Die öffentliche Spitex eignet sich besonders, wenn:

  • Sie ein stabiles, zuverlässiges Grundangebot suchen
  • Ihr Pflegebedarf überschaubar und planbar ist
  • Sie Wert auf günstige Hauswirtschaftsleistungen legen
  • Kommunale Unterstützung oder Zuschüsse eine Rolle spielen

Private Spitex

Was ist die private Spitex?

Private Spitex-Unternehmen sind gewinnorientierte Organisationen (meist AG oder GmbH), die dieselben Pflegeleistungen erbringen wie die öffentliche Spitex. Sie sind oft flexibler und bieten erweiterte Service- und Betreuungsangebote.

Vorteile der privaten Spitex

  • Höhere Flexibilität: Einsätze oft auch abends, nachts und am Wochenende möglich
  • Schnellere Verfügbarkeit: Kürzere Wartezeiten, oft sofortiger Beginn möglich
  • Erweiterte Dienstleistungen: Zusatzservices wie Begleitdienste, 24h-Notfalldienst, Concierge-Services
  • Individuelle Betreuung: Oft persönlichere Betreuung, feste Bezugspersonen
  • Modernere Infrastruktur: Häufig digitale Kommunikation, Online-Portale
  • Spezialisierungen: Manche private Anbieter spezialisiert auf Demenz, Palliative Care etc.

Nachteile der privaten Spitex

  • Höhere Kosten bei Zusatzleistungen: Hauswirtschaft und Betreuung oft teurer
  • Gewinnorientierung: Wirtschaftliche Überlegungen können Priorität haben
  • Keine kommunalen Zuschüsse: Kommunale Beihilfen meist nur für öffentliche Spitex
  • Unterschiedliche Qualität: Grosse Unterschiede zwischen Anbietern, sorgfältige Auswahl nötig
  • Weniger soziale Ausrichtung: Finanzielle Situation weniger berücksichtigt

Wann ist die private Spitex die richtige Wahl?

Die private Spitex eignet sich besonders, wenn:

  • Sie Flexibilität und Verfügbarkeit ausserhalb üblicher Zeiten benötigen
  • Schneller Beginn der Pflege wichtig ist (z.B. nach Spitalentlassung)
  • Sie umfassende Betreuungsleistungen wünschen
  • Spezielle Bedürfnisse vorliegen (z.B. Demenz-Spezialisierung)
  • Die Kosten eine untergeordnete Rolle spielen

Kosten: Wo gibt es Unterschiede?

Pflegeleistungen (KLV): Keine Unterschiede

Bei den von der Krankenkasse übernommenen Pflegeleistungen gibt es keine Kostenunterschiede zwischen öffentlicher und privater Spitex. Die Tarife sind gesetzlich festgelegt, und Sie zahlen in beiden Fällen:

  • Maximal CHF 15.95 pro Tag Pflegebeitrag
  • Plus 10% Selbstbehalt auf den Krankenkassenanteil
  • Plus Franchise (falls nicht bereits ausgeschöpft)

Hauswirtschaft & Betreuung: Hier gibt es Unterschiede

Öffentliche Spitex:

  • Hauswirtschaft: ca. CHF 50-60 pro Stunde
  • Betreuung: ca. CHF 60-75 pro Stunde
  • Teilweise kommunale Vergünstigungen

Private Spitex:

  • Hauswirtschaft: ca. CHF 60-70 pro Stunde
  • Betreuung: ca. CHF 70-85 pro Stunde
  • Oft höhere Preise für Randzeiten (Abend/Wochenende)

Kostenbeispiel (monatlich):
2x wöchentlich Hauswirtschaft (je 2 Std.) = 16 Std./Monat

  • Öffentliche Spitex: CHF 880 (à CHF 55/Std.)
  • Private Spitex: CHF 1'040 (à CHF 65/Std.)
  • Differenz: CHF 160/Monat

Qualität: Gibt es Unterschiede?

Die Qualität der Pflege hängt nicht primär davon ab, ob die Spitex öffentlich oder privat ist, sondern von:

  • Qualifikation des Personals: Anteil diplomierter Pflegefachpersonen
  • Kontinuität: Werden möglichst dieselben Personen eingesetzt?
  • Erreichbarkeit: Gibt es eine Notfall-Hotline? Wie schnell reagiert die Organisation?
  • Kommunikation: Wie gut funktioniert der Austausch mit Ärzten, Angehörigen?
  • Qualitätsmanagement: Gibt es regelmässige Kontrollen und Weiterbildungen?

Sowohl öffentliche als auch private Spitex-Organisationen müssen eine kantonale Betriebsbewilligung haben und die gesetzlichen Qualitätsstandards erfüllen. Die Unterschiede liegen eher im Service-Niveau und der Flexibilität als in der pflegerischen Qualität.

Kann ich zwischen öffentlicher und privater Spitex wechseln?

Ja, Sie können jederzeit wechseln. In der Schweiz haben Sie freie Wahl der Spitex-Organisation. Wenn Sie mit Ihrer aktuellen Spitex unzufrieden sind, können Sie:

  1. Den Vertrag bei der bisherigen Spitex kündigen (meist 1 Monat Kündigungsfrist)
  2. Eine neue Spitex-Organisation kontaktieren und den Wechsel organisieren
  3. Die neue ärztliche Verordnung an die neue Spitex übermitteln lassen

Wichtig: Die Kostengutsprache Ihrer Krankenkasse gilt unabhängig davon, welche Spitex die Leistung erbringt.

Kombination möglich: Das Beste aus beiden Welten

Sie sind nicht auf eine Spitex beschränkt. Manche Familien kombinieren:

  • Öffentliche Spitex für die reguläre Pflege und Hauswirtschaft (Mo-Fr tagsüber)
  • Private Spitex für Betreuung am Wochenende oder Nachtdienste

Dies ermöglicht Kostenersparnis bei gleichzeitig höherer Flexibilität. Wichtig ist eine gute Koordination zwischen beiden Anbietern.

Checkliste: Welche Spitex passt zu mir?

Wählen Sie die öffentliche Spitex, wenn:

  • ✓ Sie Wert auf günstige Hauswirtschaftsleistungen legen
  • ✓ Ihr Pflegebedarf stabil und planbar ist
  • ✓ Einsätze zu normalen Arbeitszeiten ausreichen
  • ✓ Kommunale Unterstützung verfügbar ist
  • ✓ Sie eine sozial ausgerichtete, gemeinnützige Organisation bevorzugen

Wählen Sie die private Spitex, wenn:

  • ✓ Sie Flexibilität bei den Einsatzzeiten benötigen (Abend/Nacht/Wochenende)
  • ✓ Schneller Start der Pflege erforderlich ist
  • ✓ Sie umfassende Betreuungs- und Zusatzservices wünschen
  • ✓ Spezielle Bedürfnisse vorliegen (z.B. Demenz)
  • ✓ Persönliche, kontinuierliche Betreuung wichtig ist

Fazit: Beide Modelle haben ihre Berechtigung

Es gibt keine pauschale Antwort, welche Spitex besser ist. Die öffentliche Spitex bietet ein solides, kostengünstiges Grundangebot mit sozialer Verankerung. Die private Spitex punktet mit Flexibilität, schnellerer Verfügbarkeit und erweiterten Services.

Entscheidend ist, was für Ihre individuelle Situation am besten passt. Nehmen Sie sich Zeit für die Entscheidung, holen Sie Offerten ein und scheuen Sie sich nicht, Fragen zu stellen. Bei Bedarf können Sie auch die Beratung von Pro Senectute oder Ihrer Wohngemeinde in Anspruch nehmen.